Auf nach Sully. Am Wasser.
Freudig stelle ich fest, das Wetter ist viel viel besser als erwartet. Nicht sehr warm aber kein Regen, leicht bewölkt. Mich juckt es in den Beinen, mag nimmer in Orléans bleiben. Ja, hab schon noch die Kathedrale umrundet und ein bisschen alles auf mich wirken lassen.






Der Vorteil der Wohnung war, dass es auch einen Wasserkocher gab, daher gabs mitgebrachtes Porridge-Frühstück mit getrockneten Zwetschken-Stückchen und eine Tasse schwarzen Tee. Ich muss mich also nicht länger als nötig aufhalten, zehn ist es trotzdem weil am Vorabend zu lange auf Lepschi und dann noch lange am letzten Blog geschrieben.
Endlich an der Loire! Wie ich da unten an der Loire – noch in Orléans – entlangfahre, sehe ich einen Markt. Ich denke mir, das kommt mir gerade recht denn erstens will ich endlich fromage und baguette essen und zweitens finde ich, das ist ein super Französisch-Training. Und schon schnalle ich mein Rad übertrieben sicher an ein Geländer. Es war sehr unterhaltsam, ich habe alles was ich wollte bekommen, sogar noch des tomates, alles auf französisch geregelt, hehe, das hat mir sehr gut gefallen. Au revoir, madame, et bonne journée.




Ich fahre also tatsächlich erst gegen elf endlich aus diesem Orléans raus. Egal, bin zufrieden. Der Weg geht durch Auenlandschaft, sehr nett, überall zwitschert und quakt es. Überall sind Fischer anzutreffen, die Loire und die Nebenarme dürften was zu bieten haben.
Es ist heiß und plötzlich stelle ich fest, dass ausgerechnet ich vergessen habe, mich einzuschmieren. Hole ich bei nächster Gelegenheit nach, dürfte aber schon etwas zu spät sein, ich werde es am nächsten Tag schon sehen. Noch zwei Stunden später merke ich, dass ich auch keine Handschuhe anhabe – verrückt, wo ich doch immer mit Handschuhen fahre. Naja, also auch hier ein Sonnenbrand…
Ich bleibe in einem Ort stehen, Jargeau, um einen Café zu trinken und um aufs Klo zu gehen, weil ich hab ja noch immer keine Taschentücher. Das hole ich auch nach, ich frage auf französisch nach einem Geschäft (super marché) und finde Taschentücher, halt viel zu viele, und noch einen Liter Wasser. Das mit dem Wasser ist hier so. Alle tun so, als könnte man eh das aus der Leitung trinken, aber es schmeckt ein bisschen nach Chlor. Daher zuletzt auch abgekocht mit Wasserkocher und mit Ingwer versetzt. Den gekauften Liter gleich umgefüllt in meine Flaschen und das Plastik weggeworfen, blöd.
Hunger habe ich schon die längste Zeit, will aber noch Meter machen. Schließlich habe ich die halbe Strecke und mache eine Pause unweit von Châteauneuf-sur-Loire. Der Käse wird ausgepackt und es gibt dazu des tomates et une baguette.



Dann will ich weiter, weil ich habe ja kein Quartier gebucht und will nicht allzuspät in Sully eintreffen. Dort fahre ich zum Tourismusbüro und die madame lacht und sagt, chambre? no, pas d’chance. Sie ist aber natürlich auch hilfsbereit und bestellt mir telefonisch ein Zimmer in einem chambre d’hôte „in der Nähe“ der Stadt – aber ich muss RETOUR! 9km retour. Ich bedanke mich sehr höflich, und fluche ein bisschen, weil es ist schon fast 18:00 und ich habe keine Lust mehr. Ich habe nun erfahren, dass deshalb alles so ausgebucht ist, weil am Montag ein nationaler Feiertag ist und daher alle Franzosen über das lange Wochenende Urlaub machen.
Was bleibt mir übrig, ich mache mich auf den Weg retour, je schneller, je besser. Aber vorher noch hier das Schloss:



Aber dann. Aber dann komme ich am Campingplatz vorbei, kurz vor Sully, und denke mir, bevor ich jetzt eine Strecke zurück fahre, die ich morgen ja dann auch nocheinmal in die richtige Richtung fahren muss, frage ich beim Campingplatz, vielleicht haben die irgendwas für mich. Tatsächlich! zum gleichen Preis allerdings wie das Zimmer, aber hier habe ich quasi auch noch einen Außenbereich dazu, dafür muss man zu den salle de bains ein bisschen spazieren. Campingplatz halt. Aber ich habe Strom, und Licht, und WLAN (Passwort ist tatsächlich 123, hihi, pssst).



So. Heute Abend brauche ich Wein, nach der ganzen Unterkunfts-Aufregung. Bekomme ich am Campingplatz, freu mich, und setze mich mit meiner Jause vor mein petite maison. Bonne nuit.