Ich weiß in der Früh noch nicht, wie es genau weitergehen soll. Ich denke, eine kurze Strecke ist eine gute Idee bei dem anhaltend nassen und kalten Wetter. Seurre bietet sich an.

Doch zuerst bekomme ich ein herrliches Frühstück, leider kann ich gar nicht alles essen, was Marie anbietet. Aber ich esse das ganze beurre de pommes, das ist ja vielleicht was Gutes! Mit Äpfel, Kokosöl, wenig Ingwer, eventuell ein klein wenig gesüßt mit Agaven-Sirup. Sie gibt mir das Rezept, hehe. Das muss ich unbedingt auch probieren. Es gibt auch Pfirsich Marmelade, mmmmh, und zusammen mit dem Käse, tomme aux fleurs, excellent! Auch der Tee, ein parfümierter Schwarztee mit Walnuss, so was Gutes! Weil ich den so mag, meint sie, ich soll mir den Rest doch in die Thermoskanne geben und, sie gibt mir sogar noch etwas davon mit in einem kleinen Gläschen, natürlich zusammen mit einem Teefilter! Als es Zeit wird zu gehen bietet sie an, ob ich noch eine Nacht bleiben will wegen dem ganzen Regen. Wir stellen fest, das wäre nett, aber das unbeständige Regenwetter wird noch ein paar Tage andauern, also, es bleibt dabei, ich fahre.

Wohin also. Erstmal ca. die 12 km nach Chalon-sur-Saône quasi retour, da bin ich ja schon am Vortag durchgefahren zur Marie. Da setze ich mich in ein Cafe und schreibe und veröffentliche den letzten Beitrag. Zeit zum Festlegen des Ziels habe ich mir aber wieder nicht genommen. Also fahre ich mal einfach drauf los, Richtung Seurre, gerade lacht die Sonne, flugs aufs Rad geschwungen. Ich fahre immer schön zwischen den dunklen Wolkenbänken. Der Wind hilft mir zwar nicht im Rücken, aber mit den Wolken. Es geht sich immer irgendwie aus, dass ich nicht nass werde. Ich raste an der Saône und esse ein kleine Quiche mit Melanzani und Schafskäse, die ich mir in Chalon gekauft habe.

So geht’s gut dahin. Nach gesamt ca. 33 km zurückgelegter Strecke schaut es aber echt so richtig nach Regen aus, nach meinen bisherigen Beobachtungen und eingehender Analyse der Windrichtung denke ich, es wäre besser einen Unterstand zu finden, vielleicht kann ich den jetzt unvermeidbaren Regen abwarten. Ich fahre von der Route „ab“ in den Ort Verjux aufs andere Ufer der Saône hinüber. Dort schau ich mich um, tatsächlich, hier gibt’s eine Bushaltestelle, die ein Hütterl hat. Das nehm ich. Ich lasse mich nieder und erwarte den Regen. Und er kommt nicht. Ich schaue auf den Regenradar und stelle fest, das Wolkenband sollte eigentlich ca. in einer Stunde komplett durch sein. Hm. Ich warte noch ein bisschen, esse noch was Süßes, auch aus der Bäckerei in Chalon, diesmal Rhabarber (la rhubarbe), noch immer kein Regen. Ich mache meine Pläne für heute Abend, immerhin ist es schon 14:00, da wird es eh Zeit. Ich buche ein chambre d’hôte in der Nähe von Seurre, in Lanthes.

Ich beschließe schließlich, weil doch noch weit, in die ersten Tropfen weiterzufahren. Kalt ist es eh, daher ziehe ich mir schon mal die Regenhose an und die Regenjacke sowieso. Tja, was soll ich sagen, ab jetzt regnets bis zum Ziel. Diesmal ist mir aber nicht kalt, ich kann halbwegs ein akzeptables Tempo fahren bei wechselndem Wind, also irgendwie erträglich, teilweise sogar recht ok. Es riecht gut, die Navigation ist einfach, ich hole das Handy nur an neuralgischen Punkten hervor. Und da ärgere ich mich über die Komoot-App: trotz Regen möchte ich rasch durch einen Ort navigieren, ein paar Abzweigungen erwarten mich, daher beschließe ich mein Handy dem Regen auszusetzen für dieses Stück und auf den Lenker zu klemmen. Als ich auf einer Straße mit Autoverkehr über eine Brücke fahre, bergauf im Regen, poppt am Display die Frage auf: würden Sie Komoot Freunden empfehlen? Ich kann es nicht fassen, ich sehe den Weg nicht mehr und muss erstmal fahrend diese blöde Meldung wegschaffen. Wie gesagt, nasse Finger am nassen Display, da kommt natürlich wieder irgendwas raus – nein, ich möchte meine Strecke nicht ändern. So ein Mist. Also in dem Moment hätte ich die App eher NICHT weiterempfohlen, also ehrlich.

Am Ende reichts mir schon, die letzten 15 km sind eher Mühsal. Ich sehe, da geht die Straße in einem Bogen mit ein klein wenig Steigung. Aber ich sehe, da ist auch ein Weg gerade aus (eine Sekante sozusagen). Ich denke mir, ich nehm die Abkürzung, die ist vielleicht sogar ohne Steigung. Ich denke mir das deshalb, weil am Bogen ein kleiner Ort liegt, der sogar Mont-lès-Seurre heißt, also offenbar auf einem Hügel liegt, und der Bogen wieder „herunter“ zum Fluss führt. Gedacht, getan. Tja, der erste Teil war ok. Ab der Mitte der Abkürzung war dann nur noch Wiese, wo irgendwann auch mal ein Traktor gefahren ist. Das war dann wieder super anstrengend und abenteuerlich, aber ich musste auch wieder lachen mit mir, weil umdrehen kommt für mich natürlich nicht in Frage, da muss ich durch. Ich fahre genau unter dem Regenband, naja, c’est ca. Ich bin froh, dass ich ohne Sturz durchgekommen bin, manchmal waren Gatschlöcher, wo das Hinterrad schön abschmiert, yeah.

Ich trete die letzten km runter, auf Nebenstraßen, das geht bissi rauf und ein bissi runter und ich denke mir einfach, wenn ich immer weiter fahre, komme ich auch irgendwann an. Am Ende hört der Regen auf und nach knapp 68 km bin ich schon gespannt auf die heutige Unterkunft.

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