Zuerst Zug. Dann Rad.
Nach dem ganzen Geheule von gestern, beschließe ich noch am Abend, den ganzen nächsten Abschnitt nach Chalon-sur-Saône mit dem Zug zu machen. Mir geht das Hunds-Wetter auf die Nerven und ich will trotzdem Strecke zurücklegen, obwohl für heute etwas besseres Wetter angesagt war als gestern. Außerdem ist es der Abschnitt mit nennenswerten Steigungen und auf das hab ich schon gar keine Lust, schon gar nicht bei Regen, nein, nein.
Vorher schlendere ich noch bei den Bernadettes herum. Da geht es um die Bernadette von Lourdes. Ich gehe auch in ein kleine Kirche, da ist auf der Seite eine Art gläserner Sarg (wie aus Schneewittchen) und da liegt die Bernadette drin, fotografieren verboten. Also wie genau das hier ist, ob das die echte Bernadette sein soll, ober ob das eine Puppe ist, weiß ich nicht, aber jedenfalls ist das hier eine Art Pilgerort, liegt auch auf dem Jakobsweg, vielleicht eben deswegen, also wegen der Bernadette.




Ich bin rasch fertig mit Schlendern, ich gehe noch in den Wifi-Raum um die Fotos zu bearbeiten, und den nächsten Beitrag vorzubereiten. Dann ist es schon Mittag, um 13:30 geht mein Zug. Jetzt schnell zur Rezeption, mein Zeug holen und diesmal läuft es wie geschmiert, ich komme ohne Probleme in den Rad-Raum hinein. Rad aufgezäumt und ab zum Bahnhof, aber vorher noch zum Supermarkt ich brauche Wasser. Wie gesagt, das aus der Leitung ist hier echt untrinkbar. Die 1,5 Liter sind schnell umgefüllt, das Restl schnell getrunken. Am Bahnhof gibt’s noch einen Kaffee für mich und ich warte auf den Zug.
Au weia, jetzt hab ich ganz vergessen, dass ich ja wieder am Bahnhof Nevers starte und was hat der, besser gesagt, was hat der nicht? Kein Lift! Das Gepäck ist ja echt voll egal, solange ich unterwegs bin auf dem Rad und es rollt. Aber wenn ich das Gepäck runter geben muss im Quartier oder beim Zug, dann ist es GAR NICHT egal, wie schwer es ist. Ich kann die weniger steilen Treppen bei Ausgang wieder mit der Runter-Holper-Technik schaffen. Aber der Aufgang am Bahnsteig C ist viiiiiel zu steil, das geht nie und nimmer. Wie ich da steh, schaut von oben ein Mann der Bahn herunter, ein recht ein Kasten. Und ich schau rauf, das reicht schon, er kommt, sehr nett. So schnaufen wir zu zweit das Rad hinauf, vielen lieben Dank auch.
Nun aber ab nach Chalon-sur-Saône. Nur 15 km von dort entfernt habe ich meine nächste Unterkunft gebucht. Das ist jetzt wieder was Privates, ein sogenanntes chambre d’hôte, oder gar ein gîte, ich weiß immer noch nicht genau, was der Unterschied ist. Jedenfalls bin ich hier ganz privat, ich glaube sogar, dass die Gastgeber ihr privates Badezimmer mit mir teilen, mal sehen, wie sowas ist. Der Preis ist jedenfalls attraktiv, mit 38 Euro bin ich dabei, petit déjeuner inbegriffen.
Unterwegs im Zug sehe ich, hier sind tatsächlich ein paar Hügel, bin gar nicht bös, dass ich die auslasse. Aber ich sehe auch, das Wetter ist tatsächlich viel besser als gestern. Es regnet zwar abschnittsweise, aber es ist mehr so bewölkt und es hat blaue Himmelsflecken dazwischen. Mich juckts wieder in den Beinen und ich will schon auch wenigstens ein bissi radfahren heute.
Ich beschließe, früher auszusteigen und fahre wenigstens diese 30 km. Das ist super, es ist halbwegs schön, ein kleiner, kurzer Guss dazwischen, da finde ich sogar was zum Unterstellen. Also heute voll nicht nass geworden, yeah! Ohne Feuchte ist auch die Kälte irgendwie erträglicher – was auf jeden Fall hilft, auch gestern schon: die Spezial-Socken von der lieben Schwester Lisa – danke, danke, danke!



Ich fahre nette Wege entlang, und wissend, dass es auch nicht allzuweit ist, macht es noch mehr Spaß ein wenig Gas zu geben. Ist auch leicht, weil es geht doch etwas bergab entlang des Canal du Centre. Dann nach Chalon-sur-Saône noch ein kleines Hindernis, ui, das ist echt niedrig hier und weiter gemütlich, weil Gegenwind, dafür kein Regen, bis zu meiner Gastgeberin, Marie. – JA, und das ist ja vielleicht ein Glücksgriff!



Marie hat ein altes Haus, hübsch hergerichtet, richtig gemütlich und einladend. Als ich sie sehe, weiß ich schon, das ist gut hier. Sie ist ein wenig älter als ich, trägt auch ihre grauen Haare mit Stolz, und duftet herrlich. Das ganze Haus riecht so gut. Die Küche mit einem alten Herd, schön hergerichtet alles. Bisschen alternativ, würden wir vielleicht sagen. Der Stiegenaufgang in den Dachboden, le grenier, sehr steil, aber was ist da, oh là là! Der ganze Dachboden ist als Wohnraum ausgebaut, so nett und einladend. Was soll ich sagen, die Versöhnung setzt sich heute fort und ich bin sehr zufrieden. Alles gut. Ich bekomme auch ein Abendessen, mit vielen kleinen Dingen, alles ist extrem gut, ich bekomme Wasser dazu, das gut schmeckt. Den Käse muss ich ausschlagen, ist von der Ziege, da weiß ich schon, das ist eher nix für mich. Und den Kuchen, den es dann auch noch gibt, nehme ich mit hinauf zu „mir“, esse ich später.
Alles in allem, ein guter Tag gewesen. Danke.